Galileo - die europäische GPS-Alternative

Aus wirtschaftlichen Gründen, und auch (vor allem?) um vom amerikanischen GPS-System unabhängig zu werden, hat die Europäische Union beschlossen, ein eigenes satelliten-gestütztes Navigations-System zu installieren. Es wird unter ziviler Kontrolle stehen. Daher werden absichtliche Service-Verschlechterungen wie die "Selective Unavailability" des GPS-Systems nicht vorkommen - ein wichtiger Faktor für alle zivil-wirtschaftlichen Unternehmen, die sich auf das Navigations-System verlassen müssen.

Mehr über die zugrundeliegenden Beschlüsse liest man am besten auf den Seiten der Europäischen Komission. Da findet man auch eine Einführung in das Galileo-System.

Das sog. Galileo Joint Undertaking (GJU), das in den ersten Jahren für den Aufbau des Systems und dann für die Überführung in den operativen Betrieb verantwortlich zeichnet, besteht aus:
° der ESA
° der Europäischen Komission
° dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt)
° STARSEM, "the Soyuz company", führt die Starts der Transport-Raketen durch
° und SSTL (Surrey Satellite Technology Ltd), der Firma, die den ersten Galileo-Satelliten gebaut hat.

Für das Galileo-Projekt werden 30 Satelliten in Umlaufbahnen in 24.000 km Höhe geschossen. Der erste Demonstrator-Satellit hat seine vorgesehene Bahn am 28.12.2005 erreicht, und es wurden diverse Funktionstests durchgeführt. Dass ein Satellit im Orbit ist, war Voraussetzung dafür, dass die für Galileo zugewiesenen Frequenzen auch zugeteilt bleiben. Hier die (sich ähnelnden) Presse-Mitteilungen der beteiligten Parteien zum Start von GIOVE-A:
° Die Info der DLR
° Mitteilung der ESA
° Starsem's launch of GIOVE-A
° Vom Satellitenbauer SSTL
° Und in den Heise-News. Am Ende des Artikels sind ein Dutzend weitere Artikel über Galileo verlinkt.

Vom Projektstart bis zum offiziellen Service-Start am 15.12.2016

Planung von Anfang 2003: Die Satelliten werden zusammen mindestens 3,2 Milliarden Euro kosten. Die Finanzierung erfolgt zu Projektbeginn aus dem EU-Haushalt und dem Haushalt der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) (ungefähr ein Drittel der Gesamtkosten), und dann zu zwei Dritteln durch private Unternehmen. Mal sehen welche Kosten am Ende zusammengekommen sein werden, wenn das System live ist … Im Dezember 2005 ist die Entscheidung bekanntgegeben worden, dass die beiden Kontrollzentren in Italien (Fucino) und Deutschland (Oberpfaffenhofen) sein werden.

Bis zum Jahr 2008 werden vier Satelliten im Orbit sein. Das ist Teil der "In-Orbit-Validationsphase" (IOV) oder auch Errichtungsphase. Ab 2008 soll die Betriebsphase mit den weiteren Satelliten folgen, und die Europäer sollten mit ihrem Galileo Project langsam unabhängig von GPS werden. Mittlerweile gibt es Abkommen mit vielen Staaten der Erde zur Nutzung von Galileo. So ist z.B. das Chinese National Remote Sensing Center (NRSCC) Mitglied des Galileo JU geworden.

Am 17.11.2016 starteten die Satelliten 15 - 18 mit einer Ariane 5 (Flug VA233). Nach Tests wurde am 15.12.2016 der offizielle Start der "Galileo Initial Services" bekanntgegeben. Das beinhaltet auch die Navigations-Informationen für den Massenmarkt der Navis.

Weitere Infos rund um Galileo

Am 27.7.2005 wurde das Galileo Anwendungszentrum Berlin Brandenburg gegründet. Verantwortlich: der TelematicsPRO e.V.. Zusammen mit BBAA, GeKomm und FAV soll Lobbyarbeit gegenüber den politischen Institutionen in der Region BB geleistet werden.
Das Galileo OKAy BB war eine Technologieinitiative für Anwendungen, die sich auf Ortung, Identifikation, Transfer und Verarbeitung der Ortungsdaten aus dem Galileo-System bezieht.

SWIRLS ist ein Projekt mit dem Ziel, einen Galileo Professional Receiver zu entwickeln. Zu dem Konsortium gehören die Unternehmen Septentrio (Receiver-Hersteller, Projekt-Leitung) und OMP (beide Belgien), ALLSAT (Deutschland), die TU Delft (Entwickler der LAMBDA-Methode, Niederlande), ascos (E.ON RUHRGAS; Netz von Satelliten-Referenz-Stationen), Satimo (Frankreich), VUGTK (Tschechien), GMV (Spanien) und Skysoft (Portugal).

Die "Konkurrenz"

Es gibt noch weitere satelliten-gestützte Ortungssysteme. Zuerst natürlich das GPS-System. Für Galileo-Empfänger ist es ein Design-Ziel, dass sie mit dem GPS-System kompatibel sein sollen. Die notwendigen Verhandlungen mit den amerikanischen Stellen sind im Gang. Das zweite, das kaum kommerziell genutzt wird, ist das russische Glonass (Global Navigation Satellite System). Hier strebt die die Galileo JU eine Partnerschaft an, um von der Erfahrung im Betrieb eines Navigationssystems zu profitieren. China haben ihr eigenes System Verwandt ist schließlich noch Loran-C (Loran = LOng RAnge Navigation). Dieses System besteht aus Senderketten an den Küstenbereichen der Ozeane, für die Schiffsnavigation.

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